Geschichte wiederholt sich


Spätestens nach den beiden Vollerfolgen gegen den FC Schwamendingen und den FC Hellas war das Selbstverständnis der Mannen vom Loorenkopf derart gewachsen, dass man sich gegen den ewigen Rivalen aus dem Zürcher Kreis 8 berechtigte Hoffnungen machen durfte, einen oder gar drei Zähler ins heimische Sportzentrum Witikon zu entführen. Zudem war und sind Spiele gegen den Verein aus dem benachbarten Quartier beim FC Neumünster ohnehin derart mit Erfolgserlebnissen verknüpft, dass sich das psychologische Konzept der klassischen Konditionierung anhand bestens belegter Beispiele aus der jüngeren Neumünster Vergangenheit erklären liesse. Würde Iwan Pawlow noch leben, hätte er sicherlich eine, wenn nicht gar mehrere Freudentränen verdrückt. R.I.P.
 
Zurück zum Spiel. Unter malerischer Flutlicht-Atmosphäre und unter den Augen von knapp 50 nicht zahlenden Zuschauern ging es ab der ersten Minute voll zur Sache. Intensiv geführte Zweikämpfe bestimmten das Spiel und Freunde des gepflegten Ballbesitz-Fussballs mussten ihre Erwartungen ein wenig relativieren, zumal auch das holprige Geläuf nicht viel mehr zuliess. Nach einer knappen halben Stunde führte ein Seefelder Schnittstellenpass mit anschliessender Slapstick-Einlage von den ansonsten hervorragend aufspielenden Wenk Senior und Struchen dazu, dass der Ball im eigenen Netz zappelte. Mit Beginn der zweiten Hälfte zeigte sich die Kleeblätter sichtlich gewillt, den 1:0 Pausenrückstand aufzuholen. Apropos aufholen: Einigen Akteuren des Heimteams wird aus Sicht des FC Neumünster wärmstens empfohlen, den doch beachtlichen sprachlichen und intellektuellen Defiziten ein wenig mehr Beachtung beizumessen, entpuppten sich doch einige Vertreter auf und neben dem Platz als intellektuelle Tiefflieger. Sei’s drum. Bei weiterhin vorhandenem Eintore-Rückstand und noch knapp zwei zu spielenden Minuten wusste jeder auf der Sportanlage Lengg, was noch kommen musste. In der 88. Minute bediente der eingewechselte Wenk Junior mustergültig den ebenfalls eingewechselten Koch auf der rechten Angriffsseite, der den Ball auf den hereinstürmenden Meyer im gegnerischen Strafraumzentrum weiterleitete. Tor, Tor, Tor! Jubel, Trubel, Heiterkeit und ein erneuter Punktegewinn für die Kleeblätter! Abermals wurde die (bröckelnde) Festung Lengg in ihren Grundfesten erschüttert. Freudetrunken liess man den Samstagabend noch ausklingen. Dies natürlich im Wissen, dass man mit dem FC Oberwinterthur in der 3. Runde des Zürcher Regionalcups bereits den nächsten Gegner vor den Brust hatte.
 
In der Winterthurer Agglomeration wurde unter der Woche zum heissen Cup-Tanz gebeten. Ähnlich wie der FC Neumünster präsentierte sich der FC Oberwinterthur in der aktuellen Spielzeit mit unterschiedlichen Gesichtern, weshalb nach sieben gespielten Meisterschaftsrunden ein Platz im Mittelfeld resultierte. Nach abenteuerlicher Anfahrt in den Industrie-Gefilden vor den Toren zu Winterthur fanden schliesslich doch alle Spieler rechtzeitig den Gang zur Umkleidekabine. Angeführt von Kapitan Naumann mit seinen beinahe 38 Lenzen agierte man von Beginn weg hochkonzentriert auf dem künstlichen Geläuf. Nach knapp fünfzehn Zeigerumdrehungen befand der (bestens postierte) Schiedsrichter es für notwendig, einen (ungerechtfertigten) Handelfmeter für die Gastgeber zu pfeifen. Gegen den Torhüter der Kleeblätter war an diesem Abend jedoch kein Struchen Strauch Kraut gewachsen. Big Save! In der Folge verpasst man es aber aus einer soliden defensiven Grundordnung agierend, die vereinzelten Torchancen in der ersten Hälfte in Tore umzumünzen.

Nach dem Seitenwechsel war es dann soweit. Freistoss-Spezialist Gabay erwischte den gegnerischen Schlussmann in der Torhüter-Ecke, sodass es nach 50 Minuten 1:0 für die Gäste stand. Knapp zehn Minuten später waren die Lokalmatadoren aus Oberwinterthur für den Ausgleich besorgt, nachdem ein Eckball zum 1:1 Ausgleich führte. Die Hoffnungen der Heimmannschaft für ein Weiterkommen währten allerdings nicht lange. Edeljoker Koch, der Tage zuvor noch als Vorbereiter glänzte, bugsierte in der 65. Minute den Ball in die gegnerischen Maschen und unterstrich seine aktuelle Topverfassung. Eine knappe halbe Stunde später war es dann endlich Tatsache. Der FC Neumünster zieht hochverdient in die Runde der letzten 16 Mannschaften des Zürcher Regionalcups ein und darf sich im März 2024 im Achtelfinale um das Weiterkommen in die nächste Runde duellieren! Ein Erfolg auf den man mächtig stolz sein kann, konnte man in der jüngeren Vereinsgeschichte jeweils nie die 3. Runde des Regionalcups überstehen. Auf welchen Vertreter man schlussendlich in der nächsten Runde trifft, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. Ausgelost wird kommenden Montag um 11:00. Eurosport überträgt die Auslosung live.
 
In der Zwischenzeit trifft das Fanionteam des FC Neumünster am kommenden Sonntag, den 22.10.2023 um 12:00 Uhr auf der heimischen Sportanlage Looren auf die Herren des FC Stäfa. In der 8. Meisterschaftsrunde geht es um wichtige Punkte, wollen sich die Kleeblätter in der oberen Tabellenhälfte der 3. Liga etablieren. Es gibt noch einzelne Restkarten an der Tageskasse, «de schneller isch de gschwinder!»