Nachdem man am Wochenende zuvor den FC Stäfa mit 6:1 abfertigte, wartete mit dem FC Seefeld am «Derby Super Sunday» ein Gegner, der bis dato die beste Defensive mit nur 5 Gegentoren in 7 Spielen stellte. Diesem Seefelder Abwehrbollwerk bzw. neudeutsch «Festung» stand ein Offensive gegenüber, die mit durchschnittlich fast fünf erzielten Toren pro Spiel den Defensivreihen dieser Liga das Fürchten gelehrt hatte. Die Vorzeichen für eine spannende Partie an jenem Herbstmorgen standen gut. Was aber in den kommenden 90 Minuten folgte war etwas vom Besten und dramatischsten, dass der Zürcher Amateurfussball jemals zu Gesicht bekam.
Keine fünf Minuten waren gespielt, ehe die Gäste durch eine selbstverschuldete Standardsituation ein erstes Mal in Rückstand gerieten. Der bis in die Löckchen motivierte Gabay glich knappe zehn Minuten später für die Neumünsteraner aus, nachdem er mustergültig von Müller bedient wurde. Nach einer knappen halben Stunde zeigte der Unparteiische wegen eines Foulspiels im Sechszehner auf den Elfmeterpunkt. Während Baici den ersten Versuch noch mirakulös abwehren konnte, fiel durch den Nachschuss schliesslich der 2:1 Führungstreffer für die Gastgeber. Keine Zeigerumdrehung später fiel bereits der erneute Ausgleichstreffer, nachdem abermals Müller seinen Kumpanen glänzend in Szene setzte, dieses Mal bediente er Rafael Zinnenlauf. Ungewohnte defensive Missverständnisse in der Neumünsteraner Hintermannschaft führten nach einer zehnminütigen Schwächeperiode zur zwischenzeitlichen 4:2 Führung für die Schwarzweissen. Mit dem letzten Eckstoss vor der Pause fand Gabay seinen Offensiv-Compagnon Müller, der mit seinem 4:3 Anschlusstreffer die Hoffnung nährte, doch noch mit einem oder gar drei Punkten die Sportanlage Lengg zu verlassen. Mit sage und schreibe sieben Toren in 45 Minuten verabschiedeten die Teams die zahlreichen mitgereisten Zuschauer in die wohlverdiente Pause. Angesichts der Spielereignisse war letztere von kardiologischer Notwendigkeit.
Für Moser kam der peruanische Mittelfeld-Terrier Huacan ins Spiel, während Lienert vom Zentrum auf die rechte Aussenverteidiger-Position rückte. Mit diesen taktischen Kniffen sollte Coach Westerberg Recht behalten. Mitte der zweiten Halbzeit war es tatsächlich genannter Huacan, der für die Kleeblätter den vierten Treffer erzielte. In der Folge spielten beide Mannschaften mit offenem Visier. Wer hier als Sieger vom Platz gehen würde, war etwa ähnlich schwierig vorherzusagen, wie das fussballerische Comeback von Altmeister Balthasar Schwegler. Knappe fünf Minuten vor Schluss erfolgte der (vermeintliche) Dolchstoss des FC Seefeld, nachdem der FCN in der defensiven Umschaltbewegung die letzte Konsequenz vermissen liess. Mit dem Mute der Verzweiflung warfen die Mannen um Kapitän Huber alles Menschenmögliche nach vorne, um doch noch für einen engagierten Auftritt belohnt zu werden. Der zum linken Aussenstürmer verkommene Straumann entdeckte glücklicherweise kurz vor Spielschluss seinen linken Fuss, mit welchem er den Ball gekonnt in den gegnerischen Strafraum bugsierte. Dort hämmerte Lienert den Ball im dritten Anlauf ins Tor: 5:5 Ausgleich kurz vor Schluss! Wer aber mit einem Unentschieden bereits seinen persönlichen Frieden schloss, hatte die Rechnung ohne die Nummer 7 des FC Neumünster gemacht. YM7 schlängelte sich im Stile Thierry Henrys um seinen Gegenspieler und liess den Ball im Seefelder Gehäuse zum 6:5 Siegtor verschwinden. Ausgerechnet Meyer dürfte man meinen, der seine alte, jedoch rostige Liebe ins Tal der Tränen schickte und bei seinem Herzensverein FC Neumünster für kollektiven Hochgefühle sorgte. Mit dem Schlusspfiff endete eine an Superlativen nicht zu übertreffende Partie, die es in dieser Form wahrscheinlich nie wieder geben dürfte. Nach dem Platzsturm des angereisten Neumünster-Anhangs und den getrockneten Freudentränen wurde in der Kabine das Trommelfell auf seine Strapazierfähigkeit getestet und weitergefeiert bis sich die Balken verbogen. Bei Speis und Trank wurde noch «grausam gehöckelt», während man mit einem Auge bereits auf die beiden verbleibenden Spiele der Hinrunde schielte.
Das anschliessende Gurkenliga Derby dieses vermeintlichen Super Sunday verdiente jedoch dasselbe Prädikat wie die Zürcher Stadiondiskussion: absolut trostlos.